Der Begriff regenerativ stammt aus der Biologie und Medizin und wird dort genutzt, um auszudrücken, dass sich ein Organismus oder System erholt. Das aus dem Lateinischen entlehnte Wort Regeneration kann mit ,Wiedererzeugung’ oder ,Wiederherstellung’ übersetzt werden.
Pflanzen tragen beispielsweise zur Wiederherstellung, Erneuerung und zum Wachstum ihres Umfelds bei, indem sie das Ökosystem positiv beeinflussen – sie säubern die Luft und das Wasser, liefern Energie und binden Kohlenstoff.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf menschliche Kulturen übertragen: Regenerative Kulturen sind resilient und anpassungsfähig. Sie sorgen dafür, dass sie selbst, ihre Umwelt und das Leben auf dem Planeten geschützt, wiederhergestellt und erneuert wird. Übrigens sind viele indigene Kulturen, die in aktuellen Nachhaltigkeitsdebatten oft außen vor gelassen werden, seit Jahrhunderten in Balance mit ihrem jeweiligen Ökosystem und dem Land, das sie bewirtschaften.
Zum Weiterlesen:
Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Waldwirtschaft: Es sollte nur so viel abgeholzt werden, wie in absehbarer Zeit wieder nachwachsen konnte. Nachhaltigkeit soll sicherstellen, dass ein natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften langfristig erhalten bleibt.
Klimaneutralität bezieht sich darauf, die Treibhausgasemissionen, die durch die eigenen Handlungen entstehen, zu verringern oder so auszugleichen, dass am Ende genauso viele Emissionen gebunden wie emittiert werden.
Klimapositiv bedeutet, dass ein Unternehmen mehr Emissionen bindet, als ausgestoßen werden. Aber wie viel mehr CO₂ muss man einsparen, im Vergleich zum Ausstoß? Dafür gibt es keine einheitliche Antwort. Wie die Bindung von Emissionen sinnvoll gestaltet wird, ist übrigens umstritten. Es können auch Unternehmen, die ihre Emissionen nicht verringern, dafür Geld ausgeben, dass an anderer Stelle Emissionen gebunden werden (oder nicht ausgestoßen werden) und das dann als klimaneutral oder -positiv deklarieren.
Beim regenerativen Wirtschaften ändert sich sowohl die Denk- als auch die Handlungsweise von Unternehmen: Es wird im Einklang mit der Natur, Umwelt und sozialen Welt gehandelt. Dieser Ansatz ist der umfassendste, gleichzeitig ist er aber auch sehr ambitioniert und bislang für einzelne Unternehmen kaum erreichbar, da unsere übergreifende Wirtschaft noch nicht-regenerativ ist.
Durch unser Wirtschaften wollen wir die Gesundheit und Resilienz von Menschen und dem Planeten fördern. Regeneratives Wirtschaften ist deshalb die Vision, die wir anstreben. Zwar kennen wir noch nicht alle Schritte, die wir auf dem Weg dahin gehen werden, aber es ergibt für uns keinen Sinn, eine Zielgröße auszuwählen, die weniger weit reicht.
Auf unserem Weg setzen wir auch Maßnahmen um, die als klimaneutral oder klimapositiv gelten können, denn wir reduzieren bspw. auch unsere Emissionen. Das ist ein Schritt auf dem Weg, nicht unser Ziel. Einige unserer bisherigen Maßnahmen:
- Unser Magazin wird in einem Cradle-to-Cradle-Druckverfahren gedruckt und ist zu 100 % recycelbar, ohne dass bedenkliche Stoffe zurückbleiben.
- Wir verkaufen unser Magazin nicht am Kiosk. So reduzieren wir Müll und Emissionen gleichzeitig.
- Wir reduzieren unsere Emissionen, u.a. indem ein großer Teil unseres Teams Ökostrom bezieht, wir unser Magazin klimaneutral versenden und Technik fast ausschließlich gebraucht kaufen.
- Einige unserer Maßnahmen zur sozialen Regenerativität umfassen, dass wir bei Neue Narrative selbstorganisiert und menschenzentriert arbeiten und ein möglichst diverses Team aufbauen. Außerdem unterstützen wir Organisationen, die sich gegen soziale Ungleichheit einsetzen. (Stand März 2023)
Das Ziel eine vollständig regenerative Organisation zu sein, ist sehr hoch gesetzt und liegt deshalb noch in der Ferne. Wir wollen auf Dauer mehr an ökologische und soziale Systeme geben, als wir nehmen und setzen dafür Wirtschaftlichkeit nicht an erste Stelle unserer Prioritätenliste. Folgende Ziele haben wir uns gesetzt:
- Wir senken die Treibhausgasemissionen all unserer Produkte so weit es geht. Wir bemessen sie jährlich, setzen fortlaufend neue Maßnahmen um und kompensieren mehr, als wir emittiert haben.
- Wir stellen Supply-Chain-Transparenz her, verstehen genau, wo unsere Emissionen entstehen und setzen auch hier Maßnahmen um, diese Emissionen zu senken.
- Wir arbeiten nur noch mit Partner*innen und Unternehmen zusammen, die sich ebenfalls öffentlich das Ziel setzen, regenerativ oder wenigstens klimapositiv zu sein. Wir teilen Informationen und Wissen untereinander und mit anderen.
- Ab diesem Jahr veröffentlichen wir jährliche regenerative Berichte, in denen wir transparent darstellen, wo wir stehen, und neue Maßnahmen sowie Meilensteine und Ziele konkretisieren. In unserem ersten regenerativen Bericht finden sich auch noch mehr Maßnahmen und Ziele.
- Wir vernetzen uns mit anderen Organisationen, um regeneratives Wirtschaften voranzubringen und uns gegenseitig zu unterstützen.
2022 haben wir in einem Workshop eine erste Vision davon entwickelt, wie Neue Narrative zukünftig aussieht. Diese Vision ist nicht abgeschlossen, sondern v.a. als positiver, motivierender (und vielleicht etwas utopischer) Ausblick in unsere Zukunft zu verstehen:
- Neue Narrative ist möglichst autark, aber wir arbeiten mit vielfältigen Partner*innen zusammen und sind in einen größeren Rahmen Gleichgesinnter eingebettet. Gemeinsam haben wir dazu beigetragen, dass in der gesamten Druck- und Verlagsbranche regenerativ gearbeitet wird.
- Wir haben eine Art zu wirtschaften gefunden, die nicht auf Wachstum basiert. Zufriedenheit ist stattdessen das zentrale Element, an dem wir uns ausrichten.
- Wir lernen aus dem globalen Süden, von Kindern, anderen Generationen und aus der Vergangenheit.
- Wir haben eine regenerative technische Infrastruktur. Dazu gehört, dass wir Open-Source-Datenbanken nutzen, Feinstaub aus der Umgebung ziehen und weniger Daten produzieren. Gemeinsam mit anderen sind wir von Meta unabhängig.
- NN wirtschaftet von einem Hof in der Natur. Dieser Ort ist Denkfabrik, Spielplatz und Lernort, an dem sich viele Menschen austauschen können. Wir bewirtschaften auch einen Wald sowie einen Permakulturgarten mit Gemüse.