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Drei Personen stehen in einer grünen Landschaft und schauen sich die Wege des Kohlenstoffs an
Regeneratives Wirtschaften

Wie wir unseren CO2-Ausstoß kompensieren

  • Text: Emma Marx
  • Illustration: Johannes Fuchs

Neue Narrative soll in Zukunft ein regenerativer Verlag sein. Dazu gehört, dass wir unseren CO2-Ausstoß erfassen, reduzieren und kompensieren. In dieser Ausgabe: Warum wir unseren CO2-Ausstoß nicht mit Solarpanels kompensieren.

Seit Anfang des Jahres beschäftigen wir uns bei NN damit, wie wir als Unternehmen regenerativ wirtschaften können. Regenerativ zu sein bedeutet für uns, dass wir den Schaden, der durch unser Handeln entstanden ist, anerkennen, minimieren und zuletzt beheben wollen.

Als erstes haben wir dafür unsere CO2-Bilanz für 2021 erhoben und herausgefunden, dass wir einen CO2-Ausstoß von etwa 38 Tonnen hatten. Wir haben Glück: 13 Tonnen werden von unserer Druckerei Gugler kompensiert. Bleiben also 25 Tonnen CO2, die letztes Jahr durch die wirtschaftliche Tätigkeit von NN in die Atmosphäre gelangt sind. Die wollen wir nicht einfach ignorieren. Aber wie kompensiert man CO2, welches bereits in die Atmosphäre gelangt ist?

Wieso geht es immer um CO2?

Ohne CO2 wäre kein Leben auf diesem Planeten möglich. Als Treibhausgas verhindert es, dass Wärme von der Erde ins Weltall entweicht. Zuviel CO2 in der Atmosphäre führt allerdings zu einer übermäßigen Erhitzung der Erde, hat also einen großen Anteil am Klimawandel. Unsere Wirtschaft setzt unglaublich viel CO2 frei und zerstört gleichzeitig die CO2-Bindungsfähigkeit unseres Planeten.

Pflanzen hingegen tragen aktiv zur Bindung von CO2 und somit zur Wiederherstellung ihres Umfeldes bei. Wälder und Moore werden deshalb auch Kohlenstoffsenken genannt: Sie sind natürliche Reservoirs, die mehr CO2 aufnehmen und speichern, als sie abgeben. Wenn es also darum geht, mehr CO2 zu binden, müssen wir Senken bestehen lassen und (wieder)herstellen.

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Was bedeutet regenerativ?

Eine regenerative Ökonomie würde genau darauf hinarbeiten. Sie verfolgt das Ziel, umweltschonend zu produzieren und die natürlichen Ressourcen unseres Planeten wiederherzustellen. Damit dient eine solche Wirtschaftsweise dem ganzen Ökosystem.

Da sind wir als Gesamtgesellschaft noch lange nicht, aber trotzdem stellen wir uns bei NN die Frage, wie wir schon jetzt möglichst regenerativ wirken und durch unsere CO2-Kompensation zur Wiederherstellung von Senken und somit zur Regeneration der Umwelt beitragen können.

Klimaschutz wird in den letzten Jahren oft als Investition geframed: Es wird die Notwendigkeit betont, Geld in erneuerbare Energien und veränderte Mobilitätskonzepte zu stecken. Technologische Lösungen können dabei helfen, weniger CO2 auszustoßen, aber Kompensation bedeutet soviel wie „ausgleichen“ oder „durch Gegenwirkung aufheben“. Solarpanels oder veränderte Kochöfen sorgen dafür, dass weniger CO2 ausgestoßen wird. Man spricht deswegen von carbon reduction. Wenn man allerdings CO2, das schon in der Luft ist, ausgleichen will, helfen Solarpanels wenig. Stattdessen müssen dafür bestehende Senken geschützt und neu geschaffen werden – das nennt sich carbon capture. Nur bei Carbon-Capture-Projekten kann wirklich von Kompensation gesprochen werden. Das war für uns eine der wichtigsten Erkenntnisse.

Kriterien für wirkungsvolle Kompensation

Es gibt inzwischen eine Menge verschiedener Kompensationsanbieter, aber wir konnten keinen ausführlichen Kriterienkataloge finden, in dem genau steht, worauf wir bei der Suche nach einem für uns passenden Projekt achten müssen. Also haben wir wichtige Kriterien selbst erarbeitet:

Ein Wegweiser mit zwei Schildern: eine Richtung zeigt Reduction an, die andere Capture

Kompensations-Kriterien

1. Wirkform

Wir wollen über Senken kompensieren, also wie oben beschrieben, CO2 binden, anstatt zukünftige Emissionen zu reduzieren.

2. Wirkung sicherstellen

Ein qualitativ hochwertiges Projekt erfüllt folgende Punkte:

  • Transparenz: Das Projekt stellt detaillierte Einblicke und ausführliche Berichte über seine Arbeit zur Verfügung.
  • Langfristigkeit: Viele Senkenprojekte entfalten erst über einen längeren Zeitraum ihre Wirkung. Ein kleiner Baum bindet beispielsweise weniger CO2 als ein großer Baum, der lange gewachsen ist.
  • Siegel: Durch Audits werden viele Kompensationsprojekte extern geprüft.
  • Zusätzlichkeit: Es kann beispielsweise nicht einfach bestehender Wald als Kompensationsprojekt genutzt werden, denn da wird kein zusätzliches CO2 aus der Luft geholt.

3. Wirkort

Wir wollen einen nachvollziehbaren Ort finden, zu dem es einen Bezug und eine Beziehung gibt. Besonders schön wäre es, wenn der Ort besuchbar ist. Aber: Wo die Emissionen reduziert werden, ist für den Effekt auf das Klima größtenteils egal.

4. Umsetzungspartner*in

Weil wir kein eigenes Kompensationsprojekt auf die Beine stellen, arbeiten wir mit Umsetzungspartner*innen zusammen. Folgende Punkte sprechen für Qualität:

  • Rechtsform: Organisationen, die Kompensationsprojekte anbieten, können jede Rechtsform haben. Wir achten auf Gemeinnützigkeit, damit das Unternehmen mit Sicherheit purpose- und nicht umsatzorientiert ist.
  • Keine Plattform: Viele Organisationen treten als Vermittler unterschiedlicher Projekte auf, die dann von Dritten durchgeführt werden. Das bedeutet, dass ein größerer Teil des Geldes für Managementaufgaben drauf geht. Wir wollen lieber mit Partner*innen zusammenarbeiten, die selbst Kompensationsprojekte durchführen.
  • Diverses Team: Klimaschutz ist eine Frage von Gerechtigkeit, denn marginalisierte Gruppen sind als erste von der Klimakrise betroffen.

Es gibt nicht viele Projekte, auf die unsere Kriterien zutreffen. Es ist schwerer, Klimaschutzprojekte zu finden, die Senken herstellen und schützen, als solche, die zukünftigen CO2-Ausstoß verhindern. Und die Projekte, die für uns passende Maßnahmen in Deutschland umsetzen, wie zum Beispiel MoorFutures, vergeben zum Großteil gerade keine Zertifikate, weil sie keine Kapazitäten mehr haben. Das ist schade, zeigt aber auf der anderen Seite, dass sich auch andere Organisationen mit dem Thema Regenerativität beschäftigen.

So kompensiert NN CO2

Auf Dauer möchte NN am liebsten ein eigenes Klimaschutzprojekt in Gang bringen – uns schwebt eine Permakulturfarm in der Toskana vor. Das dauert aber noch eine Weile. Bis es so weit ist, haben wir uns dafür entschieden, fünf Genossenschaftsanteile bei The Generation Forest eG zu kaufen. So tragen wir zur Wiederaufforstung naturnaher Regenwälder in Panama bei. Pro Genossenschaftsanteil werden 500 Quadratmeter sogenannter Generationenwald gepflanzt, auf Flächen, die in der Vergangenheit schon einmal von Regenwald bedeckt waren und gerodet wurden. Pro Jahr absorbieren 500 Quadratmeter Wald langfristig eine Tonne CO2 – und das ist extrem konservativ gerechnet. Mit fünf Genossenschaftsanteilen werden in fünf Jahren also langfristig die 25 Tonnen CO2 kompensiert, die NN 2021 produziert hat. Nach den fünf Jahren wird der Wald natürlich nicht abgeholzt, sondern bleibt als Senke bestehen – das Projekt ist auf 100 Jahre angelegt. Insgesamt werden hier also viel mehr als 25 Tonnen CO2 gebunden.

Außerdem trägt NN dazu bei, dass 2.500 Quadratmeter neuer Lebensraum für Tiere entstehen sowie langfristige Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung durch nachhaltige Forstbewirtschaftung: Der Wald besteht aus einer Mischung lokaler Baumarten, die unterschiedlich schnell wachsen. Es werden nur einzelne Bäume entnommen und in den Lücken können neue Bäume nachwachsen. Mit dem Projekt soll langfristig auch eine nachhaltige Rendite erwirtschaftet werden. Die Genossenschaft wird dadurch ein rundum regeneratives Unternehmen und zeigt, dass sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen.

Nächstes Jahr wird es darum gehen, wie wir unseren CO2-Ausstoß von 2022 kompensieren. Wir werden also den gleichen Denkprozess wieder durchlaufen und können dabei auf die Kriterien zurückgreifen, die wir festgelegt haben. Denn The Generation Forest eG erfüllt nur fast alle unsere Kriterien: Am schönsten fänden wir es, wenn wir den Wald auch besuchen könnten. Panama ist dafür leider zu weit weg und der Flug dahin wäre ziemlich kontraproduktiv.

Drei Personen, die gemeinsam einen Baum einpflanzen

Takeaways

  • Um die Klimakrise zu verlangsamen, müssen wir weniger CO2 freisetzen und das, was schon in der Luft ist, mithilfe sogenannter Senken binden. Bestehende Senken zu schützen oder neue zu schaffen nennt man carbon capture.
  • Bei der Auswahl eines passenden Kompensationsprojektes sollte die genaue Wirkform, die Qualität des Projektes, der Wirkort und die Struktur der Partnerorganisation mitgedacht werden.
  • NN kompensiert die eigenen CO2-Emissionen aus 2021 mit Unterstützung von The Generation Forest eG. Das Projekt pflanzt in Panama in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung einen Generationenwald und schützt ihn langfristig.
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