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Zwei Personen in weißen Anzügen mit schwarzen Gürteln stehen vor einander – die eine in Kampfpose, die andere sich verbeugend.
Guide

So verbesserst du deine Kritikfähigkeit

  • Text: Paul Fenski
  • Input-Geber*in: Sofie Oberender
  • Illustration: Laura Neuhäuser

Mit Kritik und negativem Feedback konstruktiv umzugehen, ist nicht einfach – aber notwendig, um sich weiterzuentwickeln. Mach den Selbstcheck und arbeite an deiner Kritikfähigkeit.

Unzählige Anleitungen und Ratgeber erklären, wie man konstruktives und wertschätzendes Feedback gibt. Teams üben sich in gewaltfreier Kommunikation und formulieren Regeln für wertschätzendes Feedback. Doch wir sprechen viel zu wenig darüber, wie man Feedback gut annimmt und umsetzt. Dabei ist das mindestens genauso wichtig.

Ist das noch Feedback oder schon Kritik?

Es lassen sich jeweils zwei Formen positiver und negativer Rückmeldung unterscheiden: Eine negative Beurteilung nach Aufforderung ist negatives Feedback, ohne Aufforderung ist es Kritik. Analog dazu nenne ich positive Beurteilungen positives Feedback bzw. Lob.

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Beurteilungsmatrix von Feedback, Lob und Kritik

Kritikfähigkeit meint hier die Art und Weise, mit negativem Feedback und Kritik umzugehen.

Folgendes Szenario: Du hältst eine Präsentation. Im Anschluss sagt deine Kollegin zu dir, dass sie den Vortrag sehr gut fand und du lediglich an ein paar Stellen noch etwas freier hättest sprechen können. Es gibt unzählige Arten, darauf zu reagieren. Hier sind zwei, die dir vielleicht bekannt vorkommen:

  • Option 1: Deine Kollegin hat ihre Kritik noch nicht zu Ende gebracht, da fühlst du dich schon angegriffen, gehst in den Rechtfertigungsmodus oder wertest die Kritik-Geberin ab („Was weiß die schon!“).
  • Option 2: Du hörst dir die Kritik an, stellst Rückfragen und nimmst ihre Punkte mit, um später darüber zu reflektieren. Mit etwas Abstand entdeckst du tatsächlich etwas, was du nächstes Mal anders machen willst.

Im Beispiel ist unschwer zu erkennen, was ein konstruktiver Umgang mit Kritik ist.

Kritikfähigkeit heißt, sich auf die Situation einzulassen, nachzufragen, um die Kritik wirklich zu verstehen, sich Zeit zum Reflektieren zu geben und nach einer angemessenen Zeit der Reflexion ggf. nächste Schritte einzuleiten.

Verschiedene Personen, die scheinbar voneinander unabhängig einen Ball schweben lassen, stehen in kampfbereiter Pose.

Warum fällt es so schwer, mit Kritik umzugehen?

In der Theorie klingt das recht einfach. Warum fällt es dann so schwer, konstruktiv mit Kritik umzugehen? Kritikfähigkeit hängt von vielen Faktoren ab, z.B. davon, welche Beziehung ich zu der kritisierenden Person habe, wie sie mit mir spricht und in welcher Situation sie es tut. Direkt nach der Präsentation bist du vielleicht noch voller Adrenalin und deshalb nicht in der Lage, richtig zuzuhören.

Auch Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben, spielen eine Rolle: Wurde ich für das Verhalten schon häufiger kritisiert? Berührt die Kritik Aspekte, die mich triggern oder mir sehr unangenehm sind? Und: Ist sie überhaupt berechtigt oder geht es eigentlich um etwas anderes? Werde ich kritisiert, weil ich weiblich, rassifiziert oder arm bin? Bekomme ich das Gefühl, die Person möchte mich mit der Kritik kleinhalten, weil sie mich als Konkurrenz sieht?

Kann Kritikfähigkeit denn so wichtig sein?

Es gibt also viele Gründe dafür, warum ein konstruktiver Umgang mit Kritik nicht gelingt. Dabei ist Kritik Kommunikation. Sie trägt zu einem besseren Arbeitsklima und besseren Ergebnissen bei. Wenn mich Kolleg*innen kritisieren, bekomme ich die Chance, mich in den Bereichen zu verbessern, die den Menschen in meinem Arbeitsumfeld wichtig sind. Das ist auch das Ergebnis mehrerer Studien:

  • Wer kritikfähig ist, also Feedback einfordert und reflektiert, erzielt bessere Ergebnisse.1
  • Er*Sie lernt schneller und reagiert besser auf sich ändernde Rahmenbedingungen.2
  • Wer häufig Feedback bekommt, hat bessere Beziehungen zu Kolleg*innen, weil es Vertrauen fördert.3

Die gute Nachricht ist: Kritikfähigkeit kann man lernen. Mit dem folgenden Test kannst du herausfinden, womit du beginnen solltest.

Kritik trägt zu einem besseren Arbeitsklima und besseren Ergebnissen bei.
Der Kritikfähigkeitstest besteht aus sechs Reflexionsfragen.

Die sechs Fragen zielen auf die Fähigkeiten, auf die es bei Kritikfähigkeit ankommt. Sie zeigen dir, wo du stehst und was du noch besser machen kannst. Nimm dir zuerst nur die beiden Fragen vor, bei denen du dir die schlechteste Bewertung gegeben hast: Warum hast du dich dort eingeordnet? Fallen dir konkrete Situationen ein? Was müsstest du tun, um dein Kreuzchen etwas weiter rechts setzen zu können? Wiederhole das Vorgehen nach der nächsten Kritik. Schaue dazu auch in die jeweiligen Felder zum schwarzen Gürtel. Sie beinhalten einige Tipps, um deine Kritikfähigkeit zu stärken.

Die sechs Felder zum Schwarzen Gürtel in Kritikfähigkeit

Akzeptanz

Du musst nicht sofort auf Kritik reagieren. Gehe erst sicher, dass du alles verstanden hast. Wenn du das Gefühl hast, nicht gut zuhören zu können, mache dir Notizen. Bitte anschließend um etwas Zeit, dich mit der Kritik auseinanderzusetzen.

Perspektivenübernahme

Die Perspektive deines Gegenübers hilft dir, die Kritik zu verstehen. Stelle dir vor, du wärst in der Situation der anderen Person. Welche Sorgen und welche Wünsche hat sie in Bezug auf das Gespräch? Warum äußert sie die Kritik? Was treibt sie um?

Selbstwert

Führe dir vor Augen, dass Kritik letztlich nur eine Meinung zu deinem Verhalten bei der Arbeit ist. Und auch, wenn sie ins Schwarze trifft: Über dich als Person und deine Fähigkeiten insgesamt sagt sie nur wenig aus.

Kooperation

Wahrscheinlich hat es die Person Überwindung und Mühe gekostet, die Kritik zu formulieren. Also sei nachsichtig, selbst wenn sie sich unbeholfen ausdrückt. Frage die Person nach Ideen; sie wird dankbar für deine Offenheit sein.

Konfliktbereitschaft

Am wichtigsten ist, dass du die Kritik wirklich erklärt bekommst und ihr nicht selbst einen Sinn gibst. Sei deshalb im Zweifel bereit, sehr genau nachzufragen – auch wenn das für dich und dein Gegenüber unangenehm sein kann.

Gelassenheit

Versuche stets freundlich, respektvoll und ruhig zu reagieren. Lass dir und deinem Gegenüber Zeit. Schlage vor, zusammen einen Tee zu trinken oder einen gemeinsamen Spaziergang zu machen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

Wie verbessern wir die Kritikfähigkeit im Team?

Für Teams spielt Kritikfähigkeit eine große Rolle. Kritikfähige Teammitglieder können die Meinungen anderer zur eigenen Arbeit besser einordnen, abwägen und für eine produktivere Zusammenarbeit nutzen. Kritikfähigkeit ist allerdings voraussetzungsreich: Sie erfordert stabile und vertrauensvolle Beziehungen. Dabei können informelle Treffen helfen, gemeinsame Pausen und Team-Events. Ihr könnt aber auch ganz konkret an eurer Kritikkompetenz arbeiten, z.B. mit der Kritik-Routine.

Eine Person in einem blauen Kampfkunst-Anzug ist in verschiedenen Stadien nach einem Aufprall zu sehen.

Die Kritik-Routine

  1. Suche dir für den Anfang eine*n Kolleg*in, mit dem*der du eng und gut zusammenarbeitest.
  2. Vereinbart einen Termin, in dem ihr euch gegenseitig kritisiert. (30 Minuten, 1 Mal pro Woche)
  3. Beide sammeln über die Woche hinweg alles, was sie an der Zusammenarbeit gerne ändern, normalerweise aber wahrscheinlich nicht ansprechen würden.
  4. Bereitet für den Termin jeweils drei Kritikpunkte vor.
  5. Check-in: Redet nicht über die Arbeit. Versucht, eine entspannte und angenehme Gesprächsatmosphäre herzustellen. Es ist ja nur eine Übung! (5 Minuten)
  6. Eine*r beginnt damit, den*die andere*n zu kritisieren. Versucht als Kritisierte*r die oben stehenden Tipps zu berücksichtigen, also nachzufragen, abzuwarten und nächste Schritte abzuleiten. (10 Minuten)
  7. Danach tauscht ihr die Rollen. (10 Minuten)
  8. Check-out: Reflektiert gemeinsam, wie kompetent ihr auf die Kritik reagiert habt. Kritisiert eure Kritikkompetenz! (5 Minuten)

So wird Kritik allmählich zur Gewohnheit und der Umgang mit ihr selbstverständlich. Sobald ihr beide das Gefühl habt, kompetent zu agieren, könnt ihr euch Partner*innen suchen, mit denen ihr nicht so viel zusammenarbeitet.

Input-Geber*in

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