Sprache der Arbeit
Wie du richtig gute digitale Botschaften sendest
Bei der Arbeit, aber auch privat kommunizieren wir immer mehr über Slack, WhatsApp & Co. Wie wir über digitale Kanäle wie E-Mails und Chats den richtigen Ton treffen.
Co-Kreation
Text: Taraneh Taheri
Illustration: Andrea Wong
Brainstorming ist keine effektive Methode, um Ideen zu entwickeln. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Trotzdem brainstormen wir immer weiter. Warum? Und was ist die Alternative?
Wer nach Ideen sucht und nicht weiter weiß, muss brainstormen. Mit diesem Verständnis wachsen viele Menschen auf. Dabei ist der Prozess meist ziemlich ernüchternd: Drei Personen reden überdurchschnittlich viel, die Hälfte der Gruppe schweigt komplett, irgendjemand fällt ständig (unabsichtlich) ins Wort – und dann ist auch schon die Zeit vorbei. Und das Ergebnis: ein paar mittelmäßige Ideen.
Es gibt viele Theorien dazu, wie die besten Ideen entstehen. Brainstorming gehört erwiesenermaßen nicht dazu, das belegen sozialpsychologische Forschungen seit über 60 Jahren.1 Woran liegt das? Warum ist Brainstorming trotzdem so beliebt? Und was können wir stattdessen tun, um gemeinsam neue Ideen zu finden?
In der Ausgabe, die wir dir als PDF zuschicken, geht es darum, wie eine Wirtschaftswelt ohne große Egos aussehen könnte.
Der Werbefachmann Alex F. Osborn stellte Brainstorming im Jahr 1942 in seinem Buch How To Think Up vor. Den Namen erhielt die Methode nach ihrer Wirkart: das Gehirn stürmen, um ein Problem zu lösen oder Ideen zu generieren. Brainstorming soll sich eignen, um mit einem Thema warm zu werden oder ein Problem mit eher geringer Komplexität zu lösen, Fragen wie: „Was machen wir bei unserem nächsten Teamevent?“ oder „Was ist der Name unseres neuen Produkts?“
Ein*e Moderator*in stellt dafür einer beliebig großen Gruppe eine offene Frage. Die Gruppenmitglieder denken dann in einem festgesetzten Zeitraum laut und dürfen die Ideen, die dabei entstehen, nicht kritisieren. Eine Person protokolliert das Gesagte und weil alle Teilnehmer*innen sich gegenseitig inspirieren, entstehen so in kurzer Zeit viele und gute Ideen. So die Theorie.
In der Praxis läuft es dann meist etwas anders. Das hat zahlreiche Gründe:
Unterm Strich hemmen Menschen sich beim Brainstorming also in ihren Fähigkeiten. Warum wird die Methode dann trotzdem noch so häufig angewendet? „Das, was uns produktiv macht, und das, was uns Spaß bringt, klafft auseinander“, sagt Stefan Schulz-Hardt, Sozialpsychologe an der Universität Göttingen. „Menschen genießen die soziale Situation, die beim Brainstorming entsteht, überschätzen dabei aber das Ergebnis und den Anteil ihrer eigenen Ideen.“ Brainstorming ist zudem schon seit fast einem Jahrhundert bekannt. Niemand muss sich rechtfertigen, es einzusetzen, die Effektivität zweifelt kaum jemand an.
Es gibt neben Brainstorming noch viele andere Methoden, die uns dabei helfen, Ideen zu generieren. Wichtig ist bei allen insbesondere eine Frage:
Unsere Arbeitswelt ist auf Gruppenprozesse gepolt: Wir verbringen viel Zeit in Meetings, arbeiten in Teams, vernetzen uns. Aus Gewohnheit entscheiden wir uns für ein gemeinsames Brainstorming. Dabei kennen wir die Antwort auf die Frage schon oder wären fähig, sie alleine zu finden. Wir sollten dem Impuls, Verantwortung an die Gruppe abzugeben, häufiger widerstehen. Die wahre Antwort auf die Fragen: Was würde mir gerade am meisten helfen? Was und wen brauche ich, um mein Problem zu lösen?, ist häufig: Ich brauche nur mich. Einzelarbeit ist in unserer Arbeitswelt unterschätzt, wenn es darum geht, Ideen zu finden.
Wenn es doch die Arbeit in der Gruppe sein soll, kann Brainwriting eine gute Alternative sein. Brainwriting ist Brainstorming grundsätzlich sehr ähnlich, löst aber einige Probleme der ursprünglichen Methode. Es wird beispielsweise nicht durcheinander gesprochen, sondern erst mal in Stille geschrieben. Das heißt jede*r brainstormt zunächst alleine und notiert die eigenen Ideen separat auf Post-its. Danach werden die Post-its an ein für alle sichtbares Board gepinnt. In einer zweiten Phase können nun alle die Ideen der anderen noch ergänzen und weiterspinnen. Stefan Schulz-Hardt sagt dazu: „Jede*r generiert erst mal für sich Ideen. Und wenn die eigene Produktivität ausgeschöpft ist, dann, erst dann, sieht man, was die anderen gedacht haben.“ Soziales Faulenzen oder negative Beeinflussung können so nicht einsetzen – Stimulation dagegen schon.
Die Walt Disney-Methode legt nahe, ein Problem oder eine Idee aus verschiedenen Rollen zu betrachten wie beispielsweise Träumer*in („Alles ist möglich!“), Macher*in („Wie gestalten wir die Umsetzung?“) und Kritiker*in („Welche Probleme könnten auftreten?“). Es wird also am Anfang festgehalten, wer für die Entwicklung der Ideen, wer für die Umsetzung und wer für die Einordnung zuständig ist. Im Idealfall werden die Rollen kompetenzbasiert verteilt, sodass die persönliche Ebene in den Hintergrund rückt.
Fest steht also: Wer nach Ideen sucht, sollte sich vorab einen Moment nehmen und reflektieren: Was wissen wir über das Problem? Und was und wen brauchen wir, um es zu lösen? Sich diese Fragen zu beantworten, bevor ein kreativer Schaffensprozess startet, beeinflusst das Ergebnis positiv. Denn am Ende funktionieren Kreativmethoden nur, wenn sie zu dem passen, was ein Team gerade braucht. Und das heißt Brainstorming sollte nicht die universelle Antwort auf jede co-kreative Frage sein.
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