Sprache der Arbeit
Wie du richtig gute digitale Botschaften sendest
Bei der Arbeit, aber auch privat kommunizieren wir immer mehr über Slack, WhatsApp & Co. Wie wir über digitale Kanäle wie E-Mails und Chats den richtigen Ton treffen.
Beziehungen
Text: Katharina Mau
Illustration: Julia Böhme
Die Person, die uns am meisten kritisiert – das sind häufig wir selbst. Wenn wir ständig unzufrieden mit uns sind, können wir uns aber nicht gut um uns kümmern. Wie können wir lernen, besser mit uns selbst umzugehen?
Zu uns selbst sind wir fast immer strenger als zu anderen Menschen. Wenn wir einen Fehler machen, sehen wir die Schuld fast nur bei uns: „Wieso hab ich nicht besser aufgepasst? Immer passieren mir solche Sachen. Jetzt denken die anderen bestimmt schlecht von mir.“
Passiert aber die gleiche Sache einer Person, die uns nahe steht, sagen wir Dinge wie: „Sowas kann allen mal passieren. Deine Kolleg*innen wissen doch, was du kannst und bewerten dich nicht nach diesem einen Fehler.“
Die obige Übung zeigt: Anstatt uns aufzubauen, wenn es uns nicht gut geht, sind wir unzufrieden und kritisieren uns. Anstatt anzuerkennen, dass wir alle Fehler machen, grübeln wir immer weiter darüber nach und verlieren uns in unseren Gefühlen. Solch ein Verhalten entwickeln wir erstmals zum Beispiel, wenn unsere Eltern streng mit uns waren und uns kritisiert haben, wenn wir als Kinder von Freund*innen zurückgewiesen wurden oder wenn wir bei einer Sache, die uns wichtig war, gescheitert sind.
Eine Technik, die innere kritische Stimme leiser werden zu lassen, ist die Praxis des Selbstmitgefühls – viele benutzen auch den englischen Begriff Self Compassion. Das Konzept kommt ursprünglich aus der buddhistischen Philosophie. Es geht darum, nicht wertend, sondern freundlich mit uns zu sein – besonders, wenn es uns schlecht geht.
Selbstmitgefühl besteht aus drei Komponenten: Selbstfreundlichkeit, einem Gefühl für die gemeinsame menschliche Erfahrung und Achtsamkeit.
Menschen mit mehr Selbstmitgefühl können Schmerz und Misserfolge besser aushalten, weil sie sich nicht zusätzlich selbst verurteilen, isoliert fühlen oder zu sehr in ihre Emotionen reinsteigern.
Für eine Studie zum Thema begleiteten Forschende 180 Menschen, die auf Jobsuche waren. 1 Die Experimentalgruppe machte zunächst eine Übung für mehr Selbstmitgefühl, die Kontrollgruppe sollte ohne weitere Hinweise über die Jobsuche schreiben und reflektieren. Die Menschen, die lernten, mehr Selbstmitgefühl zu entwickeln, kritisierten sich weniger bei der Jobsuche als die Kontrollgruppe.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2007 2 hat untersucht, wie Studierende auf negatives Feedback reagieren. Diejenigen, die vorher gelernt hatten, mehr Selbstmitgefühl zu entwickeln, hatten weniger negative Gefühle in Reaktion auf das Feedback.
Tina Baumgartner arbeitet als Trainerin, Beraterin und Moderatorin. Sie ist ausgebildete MSC-Trainerin und gibt unter anderem Kurse für mehr Selbstmitgefühl. MSC steht für Mindful Self-Compassion und ist ein Programm, das die amerikanischen Psycholog*innen Kristin Neff und Christopher Germer entwickelt haben.
„Wenn wir etwas falsch gemacht haben, verfallen wir oft in Scham“, sagt Baumgartner. „Wir denken dann nicht: Ich habe etwas Schlechtes gemacht, sondern: Ich bin schlecht.“ Viele würden dann versuchen, dieses Gefühl mit Leistung zu überdecken. „Es ist wichtig, die Leistung und das Selbstwertgefühl wieder zu entkoppeln“, sagt Baumgartner. „Egal, ob ich eine gute Leistung abliefere oder nicht: Ich bin ein toller Mensch.“
Lange bevor Baumgartner anfing, Kurse für mehr Selbstmitgefühl zu geben, lernte sie, freundlicher zu sich selbst zu sein. Das half ihr auch beruflich: „Selbstmitgefühl bedeutet auch, nein zu sagen zu dem, was ich nicht will und das aufzubauen, was ich will“, sagt sie. „Ich bin heute weniger leistungsorientiert, aber produktiver, weil ich auf eine Art und Weise arbeite, die mir entspricht.“
Studien zeigen, dass uns Selbstmitgefühl dabei helfen kann, unsere Fähigkeiten zu verbessern und aus Fehlern zu lernen. Zum Beispiel fanden Kristin Neff und andere Wissenschaftler*innen heraus 3, dass Studierende mit mehr Selbstmitgefühl eine größere intrinsische Motivation hatten, zu lernen.
Eine andere Studie 4 untersuchte, wie sich Selbstmitgefühl in romantischen Beziehungen auswirkt. Diejenigen, die freundlicher zu sich selbst waren, waren eher bereit, zwischenmenschliche Fehler zu korrigieren und Probleme zu lösen. In einer dritten Studie 5 beschrieben Menschen Vorfälle, die sie bereuen. Diejenigen mit mehr Selbstmitgefühl hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit ihr Verhalten danach verändert und sich persönlich weiterentwickelt. Die Studienautor*innen Jia Wei Zhang und Serena Chen nennen dafür zwei Gründe: Menschen mit mehr Selbstmitgefühl können eher akzeptieren, dass sie etwas falsch gemacht haben und dafür Verantwortung übernehmen. Und sie können sich eher vergeben.
Mehr Selbstmitgefühl kann man lernen. Neff und Germer haben ein Übungsbuch geschrieben, das dabei helfen soll. Je nach Typ kann man mit dem Buch ähnlich weit kommen wie mit einem Training.
Eine Anfangsaufgabe ist die Selbstmitgefühlspause. Diese Übung kannst du immer wieder zwischendrin machen – zum Beispiel, wenn du gestresst bist oder dich nicht gut fühlst. „Es ist wichtig, die Übung nicht kognitiv zu machen“, sagt Baumgartner, „sondern wirklich in sich hineinzuspüren. Für viele ist es erst einmal schwierig, im lauten und hektischen Alltag innezuhalten und sich zu spüren.“
Nimm dir für diese Übung etwas Zeit und gehe in Ruhe die fünf Schritte durch.
Die Übung ist angelehnt an das Buch Selbstmitgefühl – Das Übungsbuch von Kristin Neff und Christopher Germer. Das Buch ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für mehr Selbstmitgefühl.
Katharina Mau arbeitet als freie Journalistin – am liebsten zu den Themen Klimakrise, Ethisch Wirtschaften und Positive Psychologie. Auf Instagram berichtet sie unter @katharinamau über alternative Wirtschaftssysteme und Ansätze für eine sozial-ökologische Transformation.
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