5 Hauptamtliche und 16 Ehrenamtliche. Sie ist ein eingetragener Verein in München und bundesweit aktiv.
Die 1994 in München geborene Christiana Bukalo ist staatenlos. Weil ihre Eltern, als sie aus Westafrika nach München kamen, unzureichende Nachweise ihrer Staatsangehörigkeit hatten, wurde ihre Staatsangehörigkeit als ungeklärt vermerkt, diesen Status haben sie an Christiana bei ihrer Geburt quasi vererbt. Obwohl sie in Deutschland geboren ist und ihr Leben lang hier gelebt hat, musste sie daher eine Arbeitserlaubnis beantragen, um Zeitungen austragen zu dürfen, konnte nicht in andere Länder reisen und war nicht berechtigt, in Deutschland ein Studium aufzunehmen. Um einen Ort für Betroffene zu schaffen und auf ihre Situation aufmerksam zu machen, gründete sie daher 2023 die Initiative Statefree. Statefree ist die erste und einzige in Deutschland ansässige Nichtregierungsorganisation, die sich dem Thema Staatenlosigkeit widmet.
Jede staatenlose Person hat ein Recht auf Identitätsdokumente wie eine Geburtsurkunde und einen Reiseausweis, auf Bildung, Gesundheitsversorgung und letztlich Einbürgerung.
In Deutschland leben schätzungsweise 126.000 staatenlose Personen. Das sind Menschen, die weder die deutsche noch eine andere Staatsbürgerschaft besitzen.
Staatenlosigkeit hat verschiedene Ursachen. Einige Staatsbürgerschaften werden in Deutschland nicht anerkannt, z.B. die palästinensische. In anderen Staaten werden sie gezielt entzogen, aus politischen oder religiösen Gründen, als Mittel der Repression. Auch wenn Staaten sich auflösen oder Gebiete abtreten, kann das zu Staatenlosigkeit führen. Da in Deutschland das Abstammungsprinzip gilt – mit der Geburt also nur Menschen deutsche Staatsangehörigkeit bekommen, die mindestens einen deutschen Elternteil haben –, betrifft Staatenlosigkeit auch Menschen, die in Deutschland geboren sind.
Der deutsche Staat unterscheidet zwischen anerkannter Staatenlosigkeit und ungeklärter Staatsangehörigkeit. Menschen, deren Staatenlosigkeit anerkannt ist, erhalten in Europa oft ähnliche Rechte und Zugänge wie Staatsbürger*innen. Das gilt zum Beispiel für Personen, die aus den palästinensischen Autonomiegebieten fliehen. Menschen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit fehlt diese Anerkennung und damit auch die mit ihr verbundenen Grundrechte: Sie dürfen nicht arbeiten, studieren, reisen oder heiraten.
Die Arbeit von Statefree basiert auf drei Säulen: Community, Sichtbarkeit und Gleichberechtigung.
Community: Statefree bringt staatenlose Menschen und ihre Allys zusammen, sowohl digital als auch persönlich. In den sogenannten Community-Labs geht es darum, alltägliche Probleme, die sich aus dem Status der Staatenlosigkeit ergeben, zu lösen. Darüber hinaus sind die Labs Ausgangspunkt für gemeinsame Projekte, z.B. ist gemeinsam mit der Community der Podcast The Statefree Pod (Englisch) entstanden.
Sichtbarkeit:: Solange Staatenlosigkeit in der Öffentlichkeit nicht vorkommt, wird auch die Politik nichts ändern. Durch die Vermittlung des Vereins sind Interviews mit Community-Mitgliedern im Spiegel und in der Zeit erschienen. Zudem hat Statefree in Konstanz eine Ausstellung zum Thema Staatenlosigkeit mitgestaltet.
Gleichberechtigung: „Wahres Empowerment entsteht, wenn auch Staatenlose Zugang zu Grundrechten bekommen, die Staatsangehörige selbstverständlich gewährt bekommen“, sagt Christiana. Deshalb sind Vertreter*innen von Statefree regelmäßig im Austausch mit Abgeordneten auf Bund- und Länderebene, nehmen an Anhörungen im Bundestag teil und machen konkrete Vorschläge für die Verbesserung der rechtlichen Situation von Staatenlosen.
Der Verein ermutigt die Community, häufiger von der eigenen Lage zu berichten und staatenlose Personen einzuladen. Die zweite Säule, Sichtbarkeit, trägt auch zur Bekanntheit unter Staatenlosen bei. Mittlerweile erreichen Statefree täglich Anfragen von staatenlosen Einzelpersonen, Anwält*innen, Migrationsbeiräten und anderen Gruppen, die mit Staatenlosigkeit zu tun haben und keine andere Anlaufstelle finden.
85% der Mittel werden durch Stiftungen finanziert, 15% von private Spender*innen.
Die Organisation erfolgt als Soziokratie, in Gesprächskreisen und Konsent-Verfahren.